Mittwoch, 8. September 2010

Lost in the woods

Nach einer recht ruhigen und ereignislosen Woche, hat Jana sich erstmal ein abenteuerliches Wochenende verschafft. Am Sonntag hatte ich spontan die grandiose Idee einen großen Spaziergang zu machen und fragte Lynn, wo man denn hingehen sollte, wenn man einen großen Spaziergang machen will. Lynn empfahl mir einen Teil des Flusses abzulaufen, was wirklich sehr schön sein soll. Gesagt getan. Ich mit Lex gegen eins aufgebrochen und die ca. 5 Kilometer zum Fluss gelaufen. Wir wollten dann, laut Karte, dem Fluss so ca. 2-3 Kilometer folgen ehe er einen zu einer anderen Straße führt und von dort aus wieder ca. 5 Kilometer zurücklaufen. Das Flussbett war sehr schön und es hat sowohl mir als auch Lex sehr viel Spaß gemacht hindurchzulaufen.



Bis das Flußbett immer schwieriger wurde, entlang des Ufers keine Weiden mehr waren sondern Gehölz und der Fluss einfach kein Ende nahm. Nachdem ich dann schon einige Zeit unterwegs war, wurde mir schließlich klar, dass was schiefgelaufen war und ich mich verlaufen hatte. An dieser Stelle war ich dann besonders froh Lex bei mir zu haben und zumindest nicht ganz allein zu sein.



Lex und ich sind dem Fluss weiter gefolgt, wir hatten ja keine andere Wahl. Irgendwann sind wir endlich auf alte Ruinen gestoßen, dann auf Weiden und ich fand einen Pfad den Berg hinauf, der nicht überwachsen war und tatsächlich wohin führte. Nun schon völlig fertig schwor ich mir herauszufinden wo ich bin und dann Lynn anzurufen, damit sie uns abholte. Da hielt Lex es für eine gute Idee Schafe zu hetzen und ich musste nun auch noch über die Schafsweide hinter diesem Hund her rennen, wir hatten zu diesem Zeitpunkt ja erst ungefähr 12km zurückgelegt, wieso auch nicht? Kaum hatte ich Lex wieder, stellte ich fest dass ich die Leine verloren hatte und musste mir dann aus einem Band am Schafszaun selber eine basteln. Weiter den Berg hoch begegnete ich dann endlich einer Frau, die in einem der Häuser zwischen den ganzen Ruinen wohnte, die ich fragte wo ich bin. Das wusste sie anscheinend selber nicht so genau, ich zeigte ihr die Mappe und sie deutete auf die ganzen Orte drumherum und sagte mir immer, dass das nicht weit weg sei, was mir auch klar war! Also fragte ich sie stattdessen, wo ich lang müsste um zur nächstgrößeren Straße zu gelangen. Immer gradeaus. 3-4 km später stieß diese alte Straße doch tatsächlich auf eine neuere zweispurige Landstraße, die nun auch in eine Richtung verriet, wohin die Straße führte. Nachdem ich die Mappe ausgiebig studiert hatte kam ich zu dem Entschluss, dass die andere Richtung nach Arcallana führen müsste, die „Hauptstadt“ (besteht aus 15 Häusern) unseres Bezirks. Weitere zwei Kilometer immer noch nichts und ich war schon wieder kurz vorm verzweifeln, da kommt mir ein Auto entgegen, was ich natürlich sofort anhalte. Und wer sitzt drin? Der einzige Spanier im Umkreis von 200km der perfekt Deutsch spricht und dem auch Kiel ein Begriff war. Der nette Herr inspizierte die Karte mit mir, bestätigte das ich kurz vor Arcallana sei und fragte wo ich denn hinmüsste. Ich erklärte ihm woher ich kam, aber das ich von Arcallana aus abgeholt werden könnte. Motiviert stiefelte ich nun weiter, unsere Rettung war ja nahe (ja Lex war für seine Schafsnummer immer noch an der Leine!). In Arcallana angekommen wollte ich nun Lynn anrufen – kein Empfang, dafür aber der Akku schwach. Weitergelaufen nach Las Durces (2km) – kein Empfang. Weitergelaufen nach Las Mafallas (2km) – Empfang! Es reichte für ein „Hi!“ dann schaltete sich mein Handy aus – ganz großes Kino. Nun war ohnehin alles egal und ich beschloss, dass ich die schlappen vier Kilometer jetzt auch noch laufen könnte, schmerzender Füße zum Trotz und Lex hatte ja nach wie vor gute Laune. Ich hatte aber Glück, der Anruf hatte Lynn dann doch etwas beunruhigt und so hat sie uns weitere 2km später aufgesammelt, erleichtert das alles ok war. Wie man sich halt so nach 25 Kilometern mit einer Flasche Wasser halt fühlt. Müde war gar kein Ausdruck.

Das grandiose war ja noch, dass ich für Montag eine Exkursion nach Gijón geplant hatte. Exkursionen beginnen immer gut, wenn man vor lauter Muskelkater froh ist überhaupt vorwärts zu kommen. Ich habe mir die Altstadt angeguckt und in ein paar Geschäfte geschnuppert, dann erstmal eine ausgiebige Pause gemacht um Karten zu schreiben und Eis zu essen. Dann bin ich auch noch ins Aquarium und danach musste ich mich wirklich zusammenreißen um auf der Parkbank kein Nickerchen zu halten. Eine Cola half mir dann über diese Krise hinweg und ich hab mich noch zum nächsten Supermarkt geschleppt, bevor meine Füße wieder so wehtaten, dass ich mich zum Busbahnhof verzogen habe und dort auf einer Bank von einem spanischen Opa vollgequatscht wurde, war mir dann aber auch egal – Hauptsache sitzen bis der Bus kommt.

Seit gestern plagen mich nun Magenbeschwerden dank so einer geräucherten Wurst die ein paar Touristen hiergelassen haben. Wir haben Besuch von Lynns Freunden aus New York und eine ausgemergelte Mutterhündin mit einem Welpen ist wieder aufgetaucht, am Sonntag war bereits ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft mit ihr herumgelaufen um zu fragen wem sie gehört. Sie haben sie dann wieder mit nach Hause genommen und gestern kam ein Polizist um die Hündin abzuholen, da war aber keiner Zuhause. Nun ist sie heute wieder hier aufgetaucht, natürlich an einem Feiertag wo keiner kommt um die Hündin abzuholen. Da sie hier nicht bleiben kann wegen Lex (und Pepe sie auch nicht hierhaben will) standen wir nun da mit dem Problem. Pepes Vorschlag war sie irgendwo auszusetzen damit sie nicht zurückfindet, ich hab ihn dann aber überzeugen können sie zu den Nachbarn zu bringen, die sich bis dato um die Hündin gekümmert hatten. Zwar war keiner zuhause, aber es gab eine geschützte Hütte, eine Kette und es standen auch leere Schalen rum. Ich denke mal das Mädel hat gutgläubig gedacht, dass die Hündin schon dableiben würde (oder hat gehofft, dass sie wieder verschwindet). Also haben wir sie jetzt dort wieder angekettet und ihr Wasser hingestellt, wenn das Mädchen schlau ist lässt sie sie jetzt einfach an der Kette und ruft morgen die Polizei nochmal an, dann hat sich das Problem für alle erledigt und wird sich nicht immer gegenseitig zugeschustert. Die Geduld von Spaniern mit streunenden Tieren scheint nicht die Größte zu sein und Pepe ist sich sicher, dass die Nachbarn sich aufregen werden, dass wir sie einfach bei ihnen angekettet haben. >_>

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